Liebe Leser und Leserinnen, die Geschichte geht sachte weiter mit einem kleinen AusFLUG in die Welt der Ornithologie.
Im letzten Teil wurde schon erwähnt, dass Engel große weiße Flügel haben – wie im Bilderbuch!
Aber, wie steht es denn um Hüter? Denn Hüter scheinen ja aktuell eher „menschlicher“ Natur zu sein – ohne weißes Gefieder. Aber, stimmt das wirklich? Denn wir hatten auch schon gelesen, dass Hüter sich den Elementen anpassen und sich diese zu Eigen machen können. Was genau ist damit eigentlich gemeint? Nun, zum einen können sie durch ihre magischen Kräfte so was wie Sandstürme hinauf beschwören, Flutwellen erzeugen oder in Gräben Feuer entfachen. Klingt alles recht kämpferisch, schon klar. Sanfter geht’s auch, je nach dem, was gebraucht wird. Aber mit Glitzer werden sie mit Sicherheit nicht die ganze Zeit um sich werfen und mit Wattebäuschen ebenso wenig.
Hüter haben ebenso die Gabe mit Bäumen oder Steinen zu kommunizieren. Eben mit allem, was die Natur als Schätze bereit hält. Um aber z.B. unter Wasser atmen zu können, haben sie die Fähigkeit sich zeitweise Kiemen wachsen zu lassen. Und, um den Engeln hinterher fliegen zu können, was gäbe es naheliegenderes als einen Pilotenschein zu machen und sich schnell mal in einen Helikopter zu schwingen!? Ne, mal Scherz beiseite. Der Helikopter könnte gar nicht so hoch fliegen…in andere Dimensionen hüpfen schon gar nicht.
Demnach, müssen es ebenfalls Flügel sein! Aber Engelsflügel bekommt man halt nicht mal ebenso im Gemischtwarenhandel und auch nicht bei Ebay (den Fehler hat man schonmal bei Tarnumhängen gemacht – nie wieder!). Und, wer will schon gebrauchte Flügel, wo Federn fehlen und die einem nicht mal richtig passen. Somit macht der Himmel es mal wieder ganz einfach. Jeder Hüter darf sich die Flügel eines Vogels borgen, der gerade am besten zum Charakter und zur Stimmung passt oder am besten gefällt. Möglicherweise ändert sich das Gefieder auch mal. Wenn also zur Feier des Tages ein Rad geschlagen werden muss, dann schlupft man halt schnell mal in ein Pfauenkleid.
Aktuell, hat Cassie den Raben als Freund ausgewählt. Sprich, ein schwarzes glänzendes Federkleid. Der intelligente und treue, der oft auf der Schulter seines Herrn sitzt. Jener, der hoch fliegt, aber nicht allzu hoch, um nahe beim Schützling zu bleiben und relativ schnell Nachrichten von A nach B überbringen kann. Und, am besten bei Nacht. Denn da fällt er nicht auf und kann so viel Schabernack wie möglich machen z.B. mit den Fledermäusen um die Wette fliegen. Er liebt Spiele und Rätsel, denn am Ende eines jeden geknackten Schlosses liegt ein Keks! Und, mit Sicherheit wisst Ihr schon, was das für Kekse sind: „Runenkekse“ – die ersten sechs kann er schon auswendig. Gerne genießt er eher die kleine Runde, nur im engsten Kreise. Geheimnisse werden hier gewahrt und Wissen bewahrt. Sein Lieblingsort ist im Südflügel seines Burgherrn, in der alt-englischen Bibliothek. Bei Tee und Gebäck im Kerzenschein lässt es sich hier gut verweilen.
Maia dagegen hat sich das Gefieder eines Adlers geborgt. Gold-Braune Schwingen. Diese hatte sie vor einigen Jahren schon bekommen, als sie die Treppen einer U-Bahn Station nach oben ging. Da stieg sie ein paar Stufen hinauf und auf einmal spürte sie aus dem Nichts ein Gewicht am Rücken und sah rechts und links von sich zwei goldene Lichtflügel erscheinen…Ja, das war irre! Sie kann sich noch genau daran erinnern. Damals konnte sie allerdings noch nicht viel damit anfangen – bis heute! Azur hatte diese Schwingen vor kurzem auch bei Maia wahrgenommen. Sie nannte sie „Naturschwingen“. Wenn Maia sich im nächsten Leben in einen Vogel verwandeln dürfte, wäre sie tatsächlich ein Adler. Demnach geht es kaum passender. Adler haben zumeist nur eine kleine Familie, hoch oben in den Bergen, wo sonst keiner ist. Der Nachwuchs wird gut beschützt und umsorgt. Mit den sogenannten Adleraugen haben sie alles im Blick, selbst aus weiter Entfernung. Da oben, in Sicherheit kann man so richtig gut gucken und alles überblicken. Sollte am Boden Hilfe benötigt werden, geht es im Sturzflug nach unten und die Beute wird am Kragen gepackt. Geflogen wird meist am Tage, nachts ist Ruhe im Nest. Steht der Mond hell am Himmel und beleuchtet die ganze Nacht den Schnabel, dann gibt’s am nächsten Tag kalte Steine gegen Augenringe.
Bei Leyla ist noch nicht ganz klar, welchen Vogel sie hat…und ab jetzt dürfte klar sein, dass jeder Hüter einen Vogel hat! So oder so…. Maia sah Leyla in einer Vision als Sturmvogel (Sturmmöwe) auf einem Holzpfeiler sitzen, der vom Meerwasser umspült wurde und von der steifen Brise ins Wanken geriet. Ein Vogel, der jeder kalten Gischt und jedem Sturm standhält und immer noch da sitzt, als wäre nichts los. Und, auch im Flug wird es erst richtig interessant, umso mehr Wind weht und desto höher die Wellen toben. Selbst regnen darf es oben drauf. Kein Problem! Das Gefieder bleibt schön trocken. Denn es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlecht gepflegte Daunen. Und, wenn es doch mal zu ungemütlich wird, dann geht’s halt an den kuscheligen Strand. Da lässt sich’s gut eingraben. Und, alleine ist man als Möwe nicht. Es wird gerne in voller Runde auf dem Wasser geplaudert und die Lachmöwen werden zu einem kleinen Krabbencocktail eingeladen. Fabelhaft – was für ein Leben!
Ja, dann wäre da noch eine Eule…diese jedoch, ist derzeitig wohl noch auf ihrem Weg und stapft gemütlich durch den Schnee. Sie passt sich den Jahreszeiten an. Im Moment spielt sie Schneeeule und ist wunderbar getarnt. Und im Frühling gibt sie den Uhu zum Besten und tarnt sich ebenfalls, aber im braunen Gefieder. Also, immer angepasst, jedoch stets da und am beobachten! Gerne nachtaktiv, tagsüber geht aber ebenso die Post ab. Ein prima Wächter, eigentlich. Unermüdlich, weise und neugierig. Eine Inspiration für andere. Wer ihre Sprache spricht und sie versteht, kann sich lange mit ihr unterhalten. Und, dann kommt sie den Adler auch mal in seinem Revier besuchen, hoch oben auf dem Gipfel oder der Adler fliegt runter in den Wald, denn dem Auge eines Adlers entgeht nichts und somit findet er sie im nu. Nachts könnte sie evtl. sogar mal dem Raben begegnen, insofern er die Schulter seines Herrn verlässt, z.B. bei der Überquerung des Waldes, um eine Schriftrolle ins nächste Tal zu fliegen.
Um die Möwe zu besuchen, die liebend gerne am Meer verweilt, müsste der Rabe schwimmen lernen, der Adler seine Regenhaube mit Scheibenwischer aufsetzen (Wassertropfen trüben die Sicht) und die Eule aus ihrem Versteck raus…Ohje!!
Naja, sie werden schon einen Weg finden und wenn es heißt, dass kurzer Hand mal das Gefieder gewechselt werden muss und sich alle als Stadttaube tarnen. Ach, sooo ein Tarnumhang ist schon was Feines…und, das reichliche Futter auf den Marktplätzen erst!
Also, bedenke stets, dass die nächsten Tauben, die du über den Bordstein jagst Hüter sein könnten. Ebenso die Enten auf dem nahegelegenen Teich…achte mal auf die besonders gierigen Brotschnapper unter ihnen!